»Mord in Santa Fu!« Eine Skandal-Schlagzeile – gewaltsamer Tod in Hamburgs Hochsicherheitsgefängnis. Gerhard Mewes hat »bis auf Weiteres« Pause. Er ist ehrenamtlicher Fußballtrainer für eine Mannschaft aus Mördern, Vergewaltigern, Drogendealern und ähnlicher Straftäter. Eine Resozialisierungsprojekt im humanen Strafvollzug. Im deutschen Lebenslang-Urteil gibt es nach 15 Jahren erstmals die Chance auf Freiheit – das setzt eine charakterliche Festigung voraus. Im Mannschaftssport ist das erreichbar. – Der Gefängnis-Mörder ist bald gefunden. Gerhard Mewes kannte ihn bereits: Ein Schäfer aus der DDR, der wegen Raubmord einsaß und ihm als Knast-Friseur einmal den Kopf »geschoren« hatte. Nach seinem zweiten Mord bewarb sich Horst Krell – der Name ist geändert, der Fall ist real – als Gerätewart in der Fußballabteilung. Dabei wird Gerhard Mewes als »einer von draußen« zum Vertrauten des Insassen, der ihm nach und nach sein schicksalshaftes Leben schildert. Er erzählt vom Familienleben, vom Berufswunsch des Uhrmachers, der ihm nicht gewährt wurde, wie es zum Mord kam, von der Flucht in den Westen, seiner Festnahme und der Einstellung des Verfahrens durch Justizkonflikte zwischen Ost und West – von seinem Leben mit Job und in Freiheit und wie er schließlich doch wieder in den Knast kam, wo er keine Freunde fand ... Gerichtsakten und eigene Recherche bestätigten den Wahrheitsgehalt der Schilderungen weitgehend, so blieben nur wenig fiktive Ergänzungen übrig, um die »Biografie eines Mörders« in soziologischer und politischer Sichtweise abzurunden.
»So wichtig die Arbeit der Resozialisierung auch ist – man kann nicht in jedem Fall Erfolg erwarten«, weiß Gerhard Mewes aus Erfahrung. Den »Fall Horst Krell« bezeichnet er eher als ein Beispiel dafür, dass es das Beste sei, gar nicht erst eine Resozialisierung nötig zu haben. In einer Mannschaft gemeinsame Ziele zu verfolgen und auch Niederlagen zu verkraften, sei ein gutes Mittel, einen redlichen Charakter zu entwickeln. »Damit wird es leichter, ein Leben in Freiheit zu genießen«, sagt Mewes. »Selbst wenn Horst Krell ein paar letzte Lebensjahre ohne Gefängnismauern verbringen wird – sein Leben ist verwirkt. Nach vier Jahrzehnten – das ist sein trauriger Rekord – wird er sich in der sich wandelnden Welt nicht mehr zurechtfinden.«
Hier ist eine > LESEPROBE